Auch die Ukraine ist ein teeverliebtes Land, gerne genießt man eine schöne, kräftige Tasse Tee zu allen Tageszeiten und bei allen Gelegenheiten. Ob zum Frühstück, zum Mittagessen oder zum Abendbrot – Tee ist immer dabei und ein fester Bestandteil jeder Tafel! Der bekannteste traditionelle Tee in der Ukraine ist Ivan Chai, ein wohlschmeckender und wohltuender Kräutertee. Man kann ihn durchaus als ukrainisches Nationalgetränk bezeichnen, denn aufgrund seiner langen Geschichte in der osteuropäischen Region wird er für seinen einzigartigen Geschmack und seine gesundheitlichen Vorzüge überaus geschätzt.
Tee aus Weidenröschen
Ivan Chai, auch als Weidenröschentee, Ivan Tee oder Fireweed Tea bezeichnet, weist einzigartige Eigenschaften auf. Hergestellt wird er aus fermentierten Weidenröschenblättern der Pflanze Epilobium angustifolium bzw. parviflorum und bietet vielen Teefreunden eine koffeinfreie Alternative zu Schwarztee. Meist aus den Karpaten stammend, erinnert sein mild-herber Geschmack durchaus an Schwarztee, doch duftet er aromatisch nach warmem Honig.
Der Ivan Chai wird aus handverlesenen Weidenröschenblättern hergestellt, die in den Sommermonaten gesammelt werden. Die Blätter werden fermentiert und anschließend getrocknet. Ivan Chai hat eine milde, leicht herbe Note und duftet nach warmem Honig. Er wird oft als koffeinfreie Alternative zu Schwarztee getrunken.
In der ukrainischen Volksheilkunde gilt Ivan Chai als gesundes Getränk zur allgemeinen Stärkung und weist viele wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe auf, etwa Vitamin C, Pektin, Gerbstoffe, Flavonoide sowie weitere Inhalts- und Nährstoffe.
Schwarztee – am liebsten aus dem Samowar
Der zweite bedeutende Traditions-Tee in der Ukraine ist Schwarztee, oft mit Bergamotte aromatisiert. Auch er ist ebenfalls sehr beliebt und wird besonders gerne aus dem Samowar getrunken. Die ukrainische Teekultur selbst ist stark von ihrer Geschichte und geografischen Lage beeinflusst. Interessanterweise gab es in der Ukraine in den 1960er Jahren sogar eine eigene Teeplantage, die als nördlichste Schwarztee-Plantage der Welt galt. Heute wird diese Plantage nicht mehr bewirtschaftet und es hat sich eine wachsende Wertschätzung für traditionelle Kräutertees wie den Ivan Chai entwickelt.
In touristischen Gebieten wie den Karpaten findet man spezielle Teehäuser, die lokale Teevariationen anbieten.
Krimtatarische Teekultur
Auch die Krimtataren haben eine sehr lebendige und gepflegte Teekultur. Als Ureinwohner der Krim sind sie in der Regel loyal zur Ukraine und hatten vor der Krim-Annexion 2014 große Autonomierechte. Die krimtatarische Teekultur hat große Ähnlichkeit mit der türkischen Teekultur, verschiedener nahöstlicher sowie zentralasiatischer Teekulturen. Es wird in der Regel schwarzer Tee aus einem Samowar getrunken, die Zubereitung ist dabei ähnlich dem türkischen Schwarztee. Außerdem trinken viele Krimtataren ihren Schwarztee gerne besonders aromatisch zubereitet mit Kardamom, Nelken und Zimt. Das Teetrinken an sich dient den Krimtataren häufig zu geselligen Anlässen.
Servieren von Tee in der Ukraine
Wie schon erwähnt, wird ukrainischer Tee zu traditionellen Anlässen gerne in speziellen Teekannen oder in Samowaren serviert, ganz besonders in ländlichen Gebieten. Gerne werden zum Tee Gebackenes oder Süßspeisen gereicht. Spezielle ukrainische Spezialitäten sind Babka (süßer Hefekuchen mit Schokocreme), Smetannik (Biskuitkuchen mit saurer Sahne), Hworost (süßes Schmalzgebäck), Oladji (süße Eierspeise) und Syrniki (gebratene Klöße aus Quarkteig) und Watruschki (Quarkküchlein). Doch auch Pralinen mit Schokolade oder Kekse werden zum Tee gerne eingenommen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ukrainische Teekultur eine interessante Mischung aus traditionellen Kräutertees wie Ivan Chai und Einflüssen aus benachbarten Teekulturen darstellt. Die Wiederentdeckung von Ivan Chai und anderen lokalen Teesorten zeigt ein wachsendes Interesse an der eigenen Teetradition in der Ukraine.
Kwas
Nein, Kwas ist kein Teegetränk, doch es ist neben Ivan Chai und Schwarztee ein weiteres ukrainisches Nationalgetränk und man findet es in der Ukraine buchstäblich an jeder Straßenecke, sodass wir uns entschlossen haben, hier einmal ein Rezept vorzustellen. Kwas wird aus Brot hergestellt, erinnert vom Aussehen her an naturtrüben Apfelsaft und soll – wie Ivan Chai – sehr gesund sein. Haben Sie altbackenes hartes Brot im Haus, so können sie es noch wunderbar verwenden, um daraus den in der Ukraine beliebten Kwas herzustellen, den Sie als Getränk neben Tee ebenfalls auf den Tisch bringen können. Und so geht es:
Sie brauchen
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Ein Küchensieb aus Metall
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Ein sauberes weißes Küchenhandtuch (möglichst nicht weichgespült) oder ein Tuch aus Mull.
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4-5 Glasflaschen mit Korkverschluss
Für die Zubereitung:
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750 g trockenes Schwarz- oder Roggenbrot
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4 L kochendes Wasser
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3 EL (ca. 45 ml) warmes Wasser
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1 Stück frischer Ingwer (5 cm)
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1 EL Zitronenschale (BIO, frisch gerieben)
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125 g Zucker
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50 g Rosinen
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1 Päckchen Trockenhefe
Und so machen Sie Ihren Kwas:
Zunächst das Brot in Krümel brechen und auf ein Backblech legen. Im Ofen ca. 15-20 Minuten bei 180 Grad rösten. Je altbackener das Brot ist, desto kürzer ist die Röstzeit.
In der Zwischenzeit einen Topf mit den 4 L Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen. Wenn es kocht, den Topf von der Herdplatte nehmen und das Brot hinzugeben. Umrühren, abdecken und ca. 5 Stunden ziehen lassen.
Das Küchensieb mit dem Küchentuch (oder dem Mull) auslegen und auf einem sauberen Kochtopf ablegen. Anschließend das Brotwasser durch das Sieb in den Topf abseihen und mittels eines großen Ess- oder Kochlöffels das Brot extra ausdrücken. (Die Brotreste können in der Biotonne entsorgt werden)
Nun den Ingwer schälen und in feine Scheiben schneiden, die Zitrone reiben.
In eine saubere Tasse 45 ml lauwarmes Wasser geben und die Trockenhefe einrühren, bis sie schaumig geworden ist. Die Hefe gehen lassen und im Anschluss zusammen mit dem Ingwer, der geriebenen Zitronenschale und dem Zucker in das Brotwasser geben. Mit einem Küchenhandtuch abdecken und erneut 8-12 Stunden ziehen lassen, am besten über Nacht.
Diese Mischung wird dann wieder abgeseiht und anschließend in die Glasflaschen gefüllt. Vorsicht: Die Glasflaschen nicht komplett füllen, da das Getränk fermentieren wird. Jetzt noch die Rosinen auf die Flaschen aufteilen, die Flaschen verschließen und weitere 3 Stunden ruhen lassen.
Anschließend kommen die Flaschen zur finalen Reifung für wenigstens 2 Tage in den Kühlschrank – fertig ist ein köstlicher Brottrunk, der neben der aromatischen Kanne Abend-Tee einen schönen Durstlöscher zur Verfügung stellt!
Wichtig zu wissen: Durch die Fermentierung enthält Kwas in der Regel 0,05 bis 1,2 Prozent Alkohol. In der Ukraine gilt er als alkoholfreies Getränk, sollte aber nicht von Kindern oder alkoholsensiblen Personen konsumiert werden.
Zusammengefasst
Die ukrainische Teekultur hat einiges zu bieten – etwa den wohltuenden Ivan Chai als authentisches ukrainisches Nationalgetränk sowie vollmundigen Schwarztee, gerne mit Bergamotte aromatisiert. Auch zur ukrainischen Teezeit gehört selbstverständlich süßes, köstliches Gebäck, und wenn Sie ein Lebensmittelgeschäft mit ukrainischen Spezialitäten in Ihrer Nähe haben – ein Besuch lohnt sich unbedingt!
So bleibt noch zu sagen: Die ukrainische Teekultur vereint traditionelle Elemente mit modernen Einflüssen und spiegelt die wunderbare kulturelle Vielfalt dieses wunderschönen Landes wider.
Und zum Abschluss noch einen Tipp: Einen köstlichen Schwarztee mit Bergamotte finden Sie auch hier.
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